SAP S/4HANA Transportation Management: Ohne Business Partner geht es nicht!

Florian Gerlach

Florian Gerlach

Goodbye, LE-TRA!

Ende des Jahres 2027 ist es so weit: Die SAP Business Suite (SAP ECC) läuft endgültig aus der Wartung. Für Unternehmen, denen dieser Umstieg zu schnell geht, besteht die Möglichkeit den Support der veralteten Systeme bis 2030 weiterhin zu nutzen – allerdings nur gegen zusätzliche Kosten. Die vielfach eingesetzte logistische Transportlösung (TRA) innerhalb der Logistik-Komponente Logistics Execution (LE) LE-TRA kann zwar auch über das Jahr 2030 hinaus genutzt werden, allerdings ist LE-TRA nicht Teil der Zielarchitektur von SAP S/4HANA und wird dementsprechend auch nicht weiterentwickelt, wodurch echte Innovationen hinfällig werden. Wir werfen einen Blick darauf, was Unternehmen bei der Stammdatenübertragung des „Business Partners“ bzw. Geschäftspartners beachten müssen.

Ähnlich wie bei dem SAP-Modul Extended Warehouse Management (EWM), welches mit der Einführung von SAP S/4HANA den Vorgänger WM ersetzt, werden auch im Transportation Management (TM) zwei unterschiedliche Varianten angeboten: (Basic) Transportation Management und Advanced Transportation Management. Während (Basic) TM die Hauptfunktionen von LE-TRA ersetzt und Teil der S/4HANA-Lizenz ist, ist Advanced TM mit zusätzlichen Lizenzkosten verbunden.

Integrationsoptionen von SAP S/4HANA TM

Häufig wird SAP S/4HANA Transportation Management (TM) in bestehende, zumeist komplexe Systemlandschaften integriert.

On-Premise unterscheiden wir dabei zwischen zwei verschiedenen Bereitstellungsoptionen:

  • SAP S/4HANA Embedded TM – Integration von TM und anderen Anwendungen auf derselben Systeminstanz mit zentralen Stammdaten
  • SAP S/4HANA TM – als dezentrales System in einem sog. Sidecar-Szenario (Side-by-Side)

Die zweite Variante ist häufig dann anzutreffen, wenn eine S/4HANA-Transformation des ECC noch nicht abgeschlossen bzw. noch nicht begonnen wurde. Es kann allerdings auch andere sinnvolle Gründe geben, TM in einem Sidecar-Szenario zu betreiben, z. B. wenn die Systeme in Hinblick auf Feature Pack Stack (FPS) und Release unabhängig voneinander betrieben werden sollen. Je nachdem, welche Ausgangslage anzutreffen ist, kommen unterschiedliche Möglichkeiten und Wege für die Stammdatenübertragung, wie den „Business Partner“, zum Tragen.

Der Business Partner in SAP S/4 HANA TM

Mit der Einführung von SAP S/4HANA führt kein Weg mehr am Business Partner vorbei, das alte
Debitoren-/Kreditorenmodell hat ausgedient. Business Partner können u. a. Organisationen und Unternehmen (wie Warenempfänger, Spediteure etc.) sein, mit denen ein Unternehmen (z. B. Versender, Logistikdienstleister) Geschäftsbeziehungen unterhält, aber auch Angestellte des Unternehmens, wie im Transportation Management zum Beispiel der/die LKW-Fahrer:in.

Durch das Rollenkonzept kann ein Business Partner sowohl Debitor als auch Kreditor gleichzeitig sein. Die Vorteile des neuen Objektmodells liegen dabei klar auf der Hand: Mit der Pflege an zentraler Stelle wird die Datenintegrität sichergestellt und Redundanzen vermieden. Spezifische Daten werden auf Ebene der jeweiligen Rollen gepflegt.

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Wie bekomme ich Business Partner in mein S/4HANA TM?

Während in SAP S/4HANA Embedded zentral aus allen Modulen auf dieselben Stammdaten zugegriffen werden kann, müssen in Side-by-Side-Szenarien die Business Partner zunächst an das TM-System übertragen werden. Grundsätzlich sollte die Stammdatenpflege dabei immer im Quellsystem verbleiben.

Im Optimalfall ist das Quellsystem schon ein S/4 HANA-System. Hier kann nach dem goldenen Pfad agiert werden und sämtliche Stammdaten, den Business Partner eingeschlossen, komfortabel per Data Replication Framework (DRF) übertragen werden. Lediglich die Customer Vendor Integration (CVI) muss im Zielsystem rudimentär aufgesetzt und auf das TM angepasst werden, damit die Business Partner über die Schnittstelle angelegt werden können.

s/4hana Stammdatenübertragung zu SAP TM
Szenario Stammdatenübertragung von S/4HANA zu S/4HANA TM

Wo liegt die Herausforderung, wenn man als Backend-System ein SAP ECC verwendet?

Komplizierter wird es, wenn das Quellsystem noch ein SAP ECC ist. Die wichtigste Frage lautet dann, ob es bereits ein Transformationsprojekt für die Debitoren und Kreditoren hin zu Business Partnern gegeben hat.

Kann diese Frage mit ‚Ja‘ beantwortet werden, ist eine Übertragung der Business Partner ebenfalls über das DRF via Enterprise Service möglich. Analog zum Szenario S/4HANA zu S/4HANA TM muss auch hier die CVI im Zielsystem rudimentär aufgesetzt werden.

Szenario Stammdatenübertragung von SAP ECC zu S/4HANA TM – mit Business Partner im Quellsystem
Gibt es noch keine Business Partner im ECC, kann das DRF nicht verwendet werden. Es ist jedoch nicht zwingend notwendig, ein Business Partner Vorprojekt durchzuführen bzw. auf dessen Abschluss zu warte. Um mit der TM-Implementierung starten zu können, können die Debitoren und Kreditoren mit Hilfe von DEBMAS- bzw. CREMAS IDocs an das Zielsystem übertragen werden.
Szenario Stammdatenübertragung von SAP ECC zu S/4HANA TM – ohne Business Partner im Quellsystem

Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle, dass mit SAP S/4HANA die Eingangsverarbeitung der o. g. IDocs angepasst wurde. Es werden im Zielsystem zunächst keine Debitoren oder Kreditoren erzeugt, stattdessen werden Business Partner erstellt. Die Anlage der Debitoren- und Kreditorenstammdatensätzen erfolgt dabei im Hintergrund. Hierfür ist ebenfalls eine CVI-Konfiguration im TM erforderlich, denn die „alten“ Datenbanktabellen sind nach wie vor in Verwendung. Außerdem ist eine enge Abstimmung mit den zuständigen Bereichen sinnvoll, um die CVI zukunftssicher aufzubauen.

Unsere Empfehlungen und Praxistipps

IDocs sind im S/4HANA-Umfeld zwar nicht mehr die State-of-the-Art-Lösung für die Datenübertragung, aber…

  • Sie bieten dennoch den Vorteil, mit Änderungszeigern arbeiten zu können
  • Das Know-How für die Konfiguration von Verteilungsmodellen, Partnervereinbarungen und IDoc Erweiterungen ist in IT-Abteilungen weit verbreitet
  • Generell empfiehlt es sich, mit reduzierten Nachrichtentypen zu arbeiten, um den Aufwand, Customizing aus dem Quellsystem abgleichen zu müssen, deutlich zu reduzieren

Setzen Sie sich frühzeitig mit dem Thema der erforderlichen Business Functions auseinander.

  • Mit der Business Function DRF_FOUNDATION (ab EHP8) werden die DRF-Funktionalitäten für die Übertragung von Business Partnern (via Web Service), Versandstellen und Werken abgedeckt.
  • Die Übertragung von Produkten ist, sofern ein SAP ECC das Quellsystem ist, nur via IDoc möglich. Die entsprechende DRF-Funktionalität darf aktuell nur mit einer gültigen MDG-Lizenz verwendet werden. Gibt es keine MDG-Lizenz, muss die Transaktion BD10 verwendet werden.

Wir sind für Sie da!

Keine Angst vor Business Partnern! Es lohnt sich, dem Thema im Rahmen einer SAP S/4HANA-Transformation frühzeitig Beachtung zu schenken. Gemeinsam finden wir eine Lösung für Ihr Ausgangsszenario, um mit der TM-Implementierung auch ohne Business Partner starten zu können. Konnte wir Ihr Interesse wecken? Sprechen Sie uns gerne an unter blog@leogistics.com.

Florian Gerlach
Development Architect

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