Unterschätze Helferlein im Lager – die logistischen Zusatzleistungen

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Anika Müller

Logistische Zusatzleistungen (LZL), auch als Mehrwertdienste oder Premiumdienste bezeichnet, sind zusätzliche Dienstleistungen, die von Logistikdienstleistern angeboten werden. Sie gehen über den reinen Transport von Waren hinaus und bieten Kunden einen zusätzlichen Mehrwert.

Beispiele für logistische Zusatzleistungen in der Logistikbranche sind die Kommissionierung und Konfektionierung von Waren, Qualitätskontrollen, Etikettierung, Verpackungsoptimierung und Retourenmanagement. Diese Dienstleistungen verbessern die Effizienz der Lieferkette und erfüllen spezifische Kundenanforderungen.

Der Mehrwert von LZL in SAP liegt darin, dass sie Unternehmen dabei unterstützen, ihre Logistikprozesse einfacher zu gestalten und einen reibungslosen Ablauf der Lieferkette sicherzustellen. Die Inhalte der Anweisungen lassen sich einfach in das SAP-EWM-System integrieren und bei dem Wareneinangang, Warenausgang sowie bei der Verpackungsvorschrift anwenden.

Die LZL sind über die gleichnamige Funktion der logistischen Zusatzleistungen in SAP Extended Warehouse Management (EWM) verfügbar. Dabei besteht eine nahtlose Prozessintegration in die Prozesse Wareneingang und Warenausgang.

Haben Sie die Vorteile von logistischen Zusatzleistungen (LZL) schon erkannt?

Funktionalitätsumfang in SAP EWM
LZL sind facettenreich. Neben der Verpackungsoptimierung, Qualitätskontrollen, Preisauszeichnung, Konfektionierung, Display-Bau oder Etikettierung, ermöglichen sie noch weitere simple, wie auch komplexere Aktivitäten. Solche Aktivitäten werden in EWM als LZL-Schritte bzw. Aktivitäten abgebildet. Die LZL selbst wird durch den LZL-Auftrag in SAP EWM repräsentiert.
Diese LZL-Aufträge sind Belege in EWM, in denen die auszuführenden LZL-Aktivitäten sowie die zu verwendenden Hilfsprodukte angegeben sind. Außerdem dienen sie zur Verfolgung der Zeit, die für die LZL-Aktivität aufgewendet wird.
Praxisbeispiel: Effiziente Kommissionierung von Kartons für den Handel
Es ist für Unternehmen unerlässlich, ihre Prozesse kontinuierlich zu verbessern oder anzupassen. Eine Verbesserung durch Einsatz von logistischen Zusatzleistungen verdeutlicht folgendes Praxis-Beispiel: Ein fiktives Unternehmen vertreibt Gourmet Tierdelikatessen und nutzt bereits SAP EWM. Um die Kundenzufriedenheit weiterhin zu steigern, wurden logistische Zusatzleistungen im Warenausgang integriert.
Gourmet Tierdelikatessen ist ein fiktiver Hersteller von Handelswaren und Eigenmarken und hat ein breites Produktangebot. Die Aufgabe bestand darin, maßgeschneiderte Etiketten an den Paletten anzubringen, um sicherzustellen, dass die Fördertechnik diese problemlos scannen kann und somit die Palette erfasst wird.
Um sicherzustellen, dass das Materialflusssystem (MFS) des Kunden die Barcodes auf dem Etikett optimal erfassen kann, benötigen diese zusätzliche Barcodes an der Längsseite und an der Vorderseite der zu liefernden Ware. Diese Barcodes sollten jeweils eine Höhe von 80 cm über dem Boden haben und sich 20 cm von der Breitseite entfernt befinden.
In der Produktionsabteilung werden Mischkartons gemäß den individuellen Anforderungen der Kunden hergestellt und anschließend ins Lager gebucht, um dort für die Kommissionierung bereitgestellt zu werden. Ein Mitarbeiter ist dafür verantwortlich, die Palette mit den entsprechenden Produkten zu kommissionieren. Sobald dies abgeschlossen ist, wird er zu einem speziellen Arbeitsplatz geführt, der als LZL-Arbeitsplatz bezeichnet wird. Dort erhält der Mitarbeiter die Anweisung, über das SAP-System EAN128-Barcodes zu drucken, die den Kundenwünschen entsprechen. Diese Barcodes werden dann an der Palette angebracht.
Erst nachdem der LZL-Auftrag vollständig abgeschlossen ist und die Barcodes angebracht wurden, kann die Palette auf die Warenausgangszone gebucht werden. Dies bedeutet, dass die Palette offiziell für den Versand freigegeben wird. Erst dann kann sie verladen und zum Kunden gebracht werden. Durch diesen Prozess wird sichergestellt, dass die Produkte gemäß den individuellen Anforderungen der Kunden zusammengestellt und korrekt gekennzeichnet sind, bevor sie das Lager verlassen. So wird eine hohe Genauigkeit und Kundenzufriedenheit gewährleistet.
Insgesamt bietet der Mehrwert aus logistischen Zusatzleistungen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Logistikprozesse zu optimieren, Kosten zu senken, Flexibilität zu erhöhen und die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Dies kann zu einem Wettbewerbsvorteil führen und das Wachstum und den Erfolg des Unternehmens unterstützen.

Systemdemonstration im EWM

Wareneingangsprozessvariante mit logistischer Zusatzleistung (LZL)
Anhand eines Wareneingangsprozesses betrachten wir Integration von LZL in EWM und dessen Ablauf.
In der Variante mit LZL erfolgt die Durchführung der Zusatzleistung an einer speziellen Arbeitsstation. Im vorliegenden Szenario wird die Ware sowohl physisch als auch systemseitig an die Arbeitsstation gebracht. Die Zusatzleistung wird an der Packstation durchgeführt. Nach Abschluss erfolgt die Einsteuerung in den Standartablauf.
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VA01 – Terminauftrag anlegen
VL01N – Auslieferung anlegen
/N/SCWM/PRDO – Auslieferung pflegen / (Weg über Monitor)
/N/SCWM/PRDO – Auslieferung pflegen à Lageraufgabe anlegen und quittieren
/N/SCWM/VASEXEC – LZL Prozess abschließen
/N/SCWM/ADHU – HU umbuchen auf gewünschten Nachlagerplatz
Stammdaten
Die Packvorschrift dient als Grundlage für die Ermittlung und automatische Erstellung des LZL-Auftrags.
Packspezifikationen für den LZL-Auftrag
In der Logistik übernimmt die Packspezifikation die Funktion einer Arbeitsanweisung für die Verpackung von Produkten. Sie gibt detaillierte Anweisungen darüber, wie ein Produkt verpackt werden soll, einschließlich der benötigten Packmittel, deren Anordnung und Reihenfolge. Die Packspezifikation enthält alle relevanten Informationen zur Verpackung eines Produkts. Dies umfasst beispielsweise die Anzahl der zu verpackende Produkte pro Packmittel, spezielle Anforderungen an die Verpackung (z. B. Schutz vor Feuchtigkeit oder Stößen), Angaben zur Kennzeichnung und Identifizierung der Verpackungseinheiten sowie weitere logistische Vorgaben. Die Packspezifikation dient als Leitfaden für die Mitarbeiter in der LZL, um sicherzustellen, dass alle Produkte gemäß den vorgegebenen Standards verpackt werden. Sie ermöglicht eine effiziente und einheitliche Verpackung und trägt dazu bei, Fehler und Unregelmäßigkeiten zu minimieren.

Fazit

Abschließend ist zu sagen, dass LZL SAP EWM Anwendern eine Vielzahl von Vorteilen bietet. Durch die bessere Planbarkeit, Zeiterfassung, Verbuchung von Komponenten und Bausätzen, Nachverfolgbarkeit, Transparenz und geführte Prozesse mittels Arbeitsanweisungen können logistische Abläufe effektiver gestaltet werden. Dies führt zu einer optimierten Lagerhaltung und Transport, verbesserten Liefergenauigkeit und Kundenzufriedenheit sowie einer insgesamt effektiven und kosteneffizienten Logistik. Mit SAP EWM als leistungsstarkem Tool können Unternehmen ihre logistischen Prozesse optimieren und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

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Anika Müller
Associate Consultant SAP Logistics

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