Was ist Kitting und wie wird es in SAP EWM umgesetzt?

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Mario Koller

Da Unternehmen permanent bestrebt sind, den Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden, versuchen diese ihre Prozesse unter Berücksichtigung der Seven Rights, kontinuierlich zu verbessern. Jene besagen: das richtige Produkt; in der richtigen Menge; zum richtigen Zeitpunkt; in der richtigen Qualität; zu den richtigen Kosten; mit den richtigen Informationen; am richtigen Ort bereit zu stellen.

Kitting-Prozesse können Unternehmen dabei unterstützen. Kitting ist eine Strategie der Logistik, bei der innerhalb eines Lagers einzelne Produkte zu einem Bausatz (im englischen: Kit) je nach Kundenanforderung zusammengefasst werden. Hierbei sind Montagelinien oft von großer Bedeutung, unter anderem bei der Herstellung von Autos und Möbeln.
Die Bediener einer Montagelinie erhalten hierbei die für ihren Prozessschritt erforderlichen Einzelteile. Dadurch können die Arbeitsschritte an den einzelnen Arbeitsstationen schneller und fehlerfreier durchgeführt werden.
Kitting ist somit eine Strategie, welche darauf abzielt, den Kommissionierungsaufwand sowie die Durchlaufzeit an einer Montagelinie zu optimieren.

Grundfunktionen Kitting

Kit – to – Stock
  • Beim Prozess Kit – to – Stock werden die Bausätze, unabhängig von Kundenaufträgen auf Vorrat gefertigt und eingelagert. Dieser Prozess kann im SAP ERP über Fertigungsaufträge oder im SAP EWM durch einen speziellen Auftrag für logistische Zusatzleistungen (LZL – Auftrag) angestoßen werden.
Kit – to – Order
  • Beim Prozess Kit – to – Order wird die Zusammenstellung der Bausätze auftragsbezogen, individuell für Kundenaufträge durchgeführt. Sofern kein Bestand eines Bausatzes auf Lager ist und ein Kunde diesen Bausatz bestellt, kann er während der Auslieferungsverarbeitung erstellt werden.

  • Bausätze können an einem Arbeitsplatz erstellt werden oder direkt während der Kommissionierung der Komponenten in eine Kommissionier-HU.

  • EWM unterstützt sowohl die Kit – to – Order Prozesse, die aus dem SAP ERP–System gestartet werden (über Kundenaufträge), als auch Prozesse mit Kundenaufträgen aus SAP CRM.
Reverse Kitting
  • Bei dem Prozess Reverse Kitting werden bestehende Bausätze in ihre ursprünglichen Komponenten demontiert. Dieser Vorgang kann nur im EWM über manuelle LZL-Aufträge gestartet werden.

Prozessbeschreibung: Kit to Order

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Im ersten Schritt wird ein Terminauftrag durch Angabe der Produktnummer sowie Auftragsmenge des Bausatzkopfes (Kit Header) erstellt. Aufgrund der gepflegten Vertriebsstückliste werden nach Eingabe der Auftragsmenge alle Bausatzkomponenten (Kit Components) sowie deren Mengen automatisch gefüllt.
Anhand der Positionstypen ist ersichtlich, welche der Positionen der Bausatzkopf und welche die Komponenten sind. Der Kopf ist immer über den Komponenten angeordnet.
Auf Basis des Terminauftrages wird im ERP über Transaktion VL01N eine Auslieferung erzeugt und anschließend diese an das EWM verteilt.
In der EWM-Transaktion /SCWM/PRDO wird die Auslieferung aufgerufen. Hier sind die Unterpositionen mit einem oder mehreren „+“ markiert.
(+ = Ebene1 / ++ = Ebene 2 / +++ = Ebene 3)Zudem ist erkennbar, dass der Bausatzkopf für den Warenausgangsprozess nicht relevant ist:
Anschließend kann über Folgefunktionen eine Lageraufgabe für die Kommissionierung angelegt werden, wobei nur die Bausatzkomponenten kommissioniert werden.
Um die Kommissionierung abzuschließen, muss zunächst eine Kommissionier Handling Unit angelegt werden. Dadurch wird der Bausatz (Kit) in dieser Handling Unit erzeugt.
Mithilfe des Lagerverwaltungsmonitors kann überprüft werden, ob der Bausatz richtig erstellt wurde. Dazu wird der Auslieferungsauftrag selektiert und über den Button „Handling Unit“ die Kommissionier-HU angezeigt. Anschließend wird die Nummer der Handling Unit angeklickt, wodurch Details zur HU wie der derzeitige Lagerplatz und der Inhalt angezeigt werden.
Hier ist zu erkennen, dass der Bausatz mit seinen Unterpositionen in der HU erzeugt wurde.Nach der Überprüfung kann über die Transaktion /SCWM/PRDO der Warenausgang gebucht werden.
Anschließend wird über die Transaktion VL03N der Belegfluss zum ERP der Auslieferung gegen geprüft, wobei die Materialbelege für den Bausatz ersichtlich sind.
Diese Materialbelege können nun mithilfe der Transaktion MIGO oder MB51 angezeigt werden, wobei ersichtlich ist, dass der Bausatzkopf mit Bewegungsart 521 Wareneingang und die Komponenten mit Bewegungsart 601 Warenausgang gebucht wurden.

Voraussetzungen für Kitting

Um Kittingprozesse verwenden zu können, müssen Stücklisten für Ihre Bausätze definiert werden.
Dabei müssen Bausätze immer aus einem Bausatzkopf (Endprodukt) und Bausatzkomponenten (Einzelteile) bestehen. Wobei Sie eine Packspezifikation definieren können und diese an einem Arbeitsplatz erstellen.
EWM unterstützt keine verschachtelten Bausätze, d.h. Bausätze als Komponenten weiterer Bausätze. Des Weiteren sichert EWM-Bausätze nicht als Stammdaten, sondern erhält die Informationen über die Struktur eines Bausatzes in Form von Positionen einer Auslieferung aus dem ERP.Je nach Anforderungen an die Bausatzerstellung (z.B. Durchsatz, Geschwindigkeit) muss auch die Vielseitigkeit der einzelnen Komponenten berücksichtigt werden. Beispielsweise müssen an den Arbeitsplätzen ausreichend Mengen und Größen verschiedener Komponenten verfügbar sein.

Fazit zum Kitting-Prozess

Die Herausforderung für Unternehmen bei der Nutzung der Kitting-Prozesse in SAP EWM besteht darin, dass diese Zeit und Lagerressourcen für einen nicht immer offensichtlichen Bedarf bereitstellen müssen. Jedoch können die Kitting-Prozesse Vorteile bieten, sofern sie effizient angewendet werden:
  • Optimierung der Arbeitszeit und Reduzierung der Bewegungen
    Da Bediener einer Montagelinie ihre benötigten Materialien immer zur Hand haben, müssen sie diese nicht suchen.
  • Erhöhte Produktivität
    Die vorherige Zusammenstellung der Materialien gewährleistet eine kontinuierliche und ununterbrochene Montage der Produkte.
  • Bessere Nutzung des vorhandenen Raums
    Die Bediener an den Montagelinien verfügen nur über die Produkte und Werkzeuge, die sie für ihre Arbeit benötigen, somit wird der vorhandene Raum für die Nutzung nur durch die unbedingt erforderlichen Produkte belegt.

Wir sind für Sie da!

Konnten wir Ihr Interesse zum Thema Kitting wecken? Sprechen Sie uns gerne an unter blog@leogistics.com.

Mario Koller
Associate Consultant SAP Logistics

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