Sobald ein Kunde auf eine platzgeführte Bestandsführung angewiesen war, bot SAP mit dem WM eine bewährte Lösung an, die allerdings mit der Einführung von EWM (Extended Warehouse Management) nicht weiter entwickelt wurde (OSS-Meldung 2270211 – S4TWL – Warehouse Management (WM)). Dennoch war es bislang weiterhin möglich, seine Bestände platzgenau zu verwalten, mit SAP-Scanner-Anwendungen zu arbeiten oder sogar mit Materialflussrechner zu kommunizieren.
SAP WM ist endlich – keine Panik vor der Umstellung!
Mit der Einführung von S/4HANA hat sich SAP dazu entschieden, EWM als strategische Lösung für eine Lagerverwaltung zu etablieren und das alte WM-Modul auslaufen zu lassen. Sobald sich unsere Kunden mit dem Thema SAP S/4HANA beschäftigen, kommen Sie schnell auf das Thema Warehouse Management und sind verunsichert, was es nun für Sie bedeutet, wenn sie mit ihrem alten WM-System auf die neue S/4-Welt zusteuern.
Keine Panik! Dafür sind wir da!
In den folgenden Abschnitten möchte ich Ihnen das Thema näherbringen und die Angst vor einer Umstellung nehmen.
Wichtige Termine für SAP WM-Kunden
Mit der Einführung der SAP S/4HANA-Welt wurden auch die Termine für die Einstellung der Wartung für das WM-Modul verkündet. Für unsere Kunden ist es erst einmal wichtig zu wissen, mit welchen zeitlichen Restriktionen sie umgehen müssen. Hier ein kleiner Überblick.
- Umstellungsfristen für das ERP ECC-System – Ende 2027/2030 Ursprünglich war seitens der SAP vorgesehen, dass der Support für das ERP ECC 6.0 Dezember 2025 endet. Als nun klar wurde, dass die Kunden für ihre Umstellung auf S/4HANA mehr Zeit benötigen, als von der SAP geplant, gab es noch einmal einen Aufschub. Im Februar 2020 verkündete der Anbieter dann, dass die Kunden nun einen Aufschub erhalten und eine Umstellung erst bis 2027 notwendig ist. Sollten Unternehmen jedoch darüber hinaus noch Wartung benötigen, können sie gegen eine Gebühr die Laufzeit bis 2030 verlängern.
- Kompatibilitätsmodus – Ende 2025 Für Kunden, die gerne frühzeitig auf S/4HANA wechseln, aber noch ihre Einstellungen aus dem ERP ECC im neuen System nutzen möchten, bietet SAP den Kompatibilitätsmodus an. Der Kunde hat keine Einschränkungen. Jedoch ist diese Nutzungsform nur bis Ende 2025 möglich. Danach muss eine Entscheidung getroffen werden, die im weiteren Verlauf noch vertieft wird. Hierzu gibt es ebenfalls einen OSS-Hinweis seitens der SAP: 2269324 - Kompatibilitätsumfangsmatrix für SAP S/4HANA
Wie sieht Ihre Lagerstrategie bei einer Umstellung auf ein S/4-System aus?
Wenn sich unsere Kunden mit einer Umstellung auf SAP S/4HANA beschäftigen, dann empfehlen wir Ihnen stets, sich dabei auch direkt Gedanken über eine Lagerstrategie zu machen.
Die Kunden können je Lagerort entscheiden, welche Lagerlösung zum Einsatz kommt. Sie müssen sich nicht für einen Weg entscheiden!
Für Kunden, die eine On-Premise-Lösung (keine Cloud) bevorzugen und bereits heute ein WM im Einsatz haben, kommen meist folgende Optionen in Betracht:
- Der Kunde wird zukünftig das sog. Stock Room Management nutzen, um auch weiterhin die Basisfunktionalitäten von WM zu nutzen.
- Das Unternehmen stellt auf ein embedded EWM Basic um, sodass die Lagerverwaltung auch für die Zukunft gerüstet ist. Es fallen keine zusätzlichen Lizenzgebühren für die Nutzung an, da diese mit der S/4-Lizenz bereits abgedeckt sind.
- Der Kunde nutzt ein embedded EWM Advanced, um seine Prozesse noch tiefer zu gestalten. Hier würden Lizenzgebühren zum Tragen kommen.
- Der Kunde lagert seine Lagerverwaltung auf ein dezentrales EWM aus und betreibt alle Lager auf einem externen EWM-System. Hier würden ebenfalls Lizenzgebühren anfallen.
- Es kann auch eine Mischung aus allen Varianten genutzt werden.
Beleuchten Sie alle Umstiegsoptionen, bevor Sie in Aktionismus verfallen
Um eine Entscheidung zu treffen, hilft es, die heutigen mit SAP verwalteten Lager aufzulisten und das Zielbild zu definieren. Je nach Komplexität des Lagers sollte dann eine Entscheidung getroffen werden. Ist das Lager weniger komplex, dann wäre Stock Room Management sicherlich die richtige Lösung. Ist jedoch ein Automatiklager im Einsatz, dann wäre sicherlich das externe EWM die bessere Wahl. In diesem Zusammenhang bieten wir Ihnen an, Sie in einem Workshop bei Ihrer individuellen Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Nun wurden bereits diverse Begriffe wie Stock Room Management, embedded EWM sowie Basic und Advanced erwähnt. Auf diese möchte ich nun im Folgenden näher eingehen.
Stock Room Management
Wenn man die zuvor genannten Termine interpretiert, könnte man denken, dass spätestens 2030 mit dem Modul WM Schluss ist und danach EWM zum Einsatz kommen muss. Aber dem ist nicht so!
SAP bietet seit dem S/4HANA 1909 Release mit Stock Room Management eine Alternative zum WM an. Stock Room Management ist jedoch mehr als eine Alternative. Es ist das WM-Modul auf einem S/4HANA-System!
Das Stock Room Management basiert technisch komplett auf dem WM-Modul, sodass es die gleichen Tabellen, Customizing-Pfade und Transaktionen nutzt. Allerdings wird das Stock Room Management nur mit technischen Einschränkungen angeboten. Folgende Funktionen sind nicht mehr nutzbar:
- Task and Resource Management (LE-TRM)
- Logistische Zusatzleistung, LZL (LE-WM-VAS)
- Yard-Management“ (LE-YM)
- Cross-Docking“ (LE-WM-CD)
- Wellenmanagement“ (LE-WM-TFM-CP)
- Dezentrales Warehouse Management (LE-WM-DWM)
- Lagersteuerrechner-Anbindung“ (LSR)
Viele Kunden fragen sich: „Woher weiß ich, ob ich diese Lösung im Einsatz habe?“ Um dies herauszufinden, gibt es Standardreports von der SAP, die in der Regel in einer S/4HANA-Vorstudie eingesetzt werden. Die Ergebnisse werden mit uns zusammen besprochen und daraus Maßnahmen abgeleitet.
Kunden, die heute ein Lean-WM im Einsatz haben, können dieses auch weiterhin mit Stock Room Management nutzen.
Embedded EWM
Mit der Einführung der S/4HANA-Systemwelt ist auch die Lösung „embedded EWM“ entstanden, die als Alternative zum WM von der SAP angepriesen wird. Der Vorteil ist, dass das EWM, im Gegensatz zum dezentralen EWM, auf der gleichen Instanz wie das S/4-System läuft. Ziel der SAP ist, dass der Funktionsumfang zwischen dezentralem EWM und einem embedded EWM nahezu gleich ist. Der Vorteil bei embedded EWM ist, dass die Prozesse ein Stück weit mehr integriert ablaufen als bei einem dezentralem EWM. Das heißt, es kann je nach Prozess auf eine synchrone Verbuchung zurückgegriffen werden.
Grundsätzlich gibt es hierbei zwei Untervarianten, die angeboten werden: Basic oder Advanced. Die Basic – Variante hat den Vorteil, dass diese nicht lizenzpflichtig ist und bereits mit der S/4-Lizenz abgedeckt wird. Die Advanced Variante ist lizenzpflichtig und wird wie ein dezentrales EWM bemessen. Der Vorteil ist, dass man den vollen Leistungsumfang von EWM integriert auf einer Systeminstanz nutzen kann.
a. Embedded EWM – Basic
- Lagerstuktur
- Handling Units
- Serialnummern auf Lagerplatzebene
- Chargenmanagement
- Prozessorientierte Lagersteuerung
- Dekonsolidierung
- Qualitätsmanagement
- Layout-orientierte-Lagersteuerung
- Routensteuerung für Paletten
- Zwischenlagerplätze
- Inventurabwicklung
- Ressourcenmanagement / RF-Applikation
- Qualitätsmanagement
- Produktionsintegration
- Etc.
b. Embedded EWM – Advanced
- Materialflussrechner (MFR)
- Wellenmanagement
- Transporteinheiten / Yard Management
- Labor Management
- Cross-Docking
- Value added Services (VAS)
- Warehouse Billing
- Kitting
- Dock Appointment Scheduling (DAS)
- Slotting
- Cartonization Planning
- TM Integration
- Idoc Interface for third-party MFR
Welche Variante passt am besten zu Ihnen?
Für welche Lösung Sie sich am Ende entscheiden, hängt ganz von den individuellen, aktuellen und geplanten Gegebenheiten ab.
Betreiben Sie ein WM-Lager mit Funktionalitäten, die im Stock Room Management nicht mehr verfügbar sind, dann führt womöglich kein Weg mehr an SAP EWM vorbei.
Ob ein embedded oder ein dezentrales EWM notwendig ist, hängt wiederum von der Systemlast ab. In der Regel sind Automatik-Lager auf einem dezentralem SAP EWM geschaltet.
Damit Sie als Kunde eine gewisse Sicherheit bekommen, empfehlen wir Ihnen, die heutige Systemlandschaft mit uns zu analysieren und Maßnahmen daraus abzuleiten. Hierfür stellt die SAP auch Standardbordmittel zur Verfügung.
Die Systemanalyse Ihres heutigen ERP-Systems wird von unserem leogistics-Team im Vorfeld in einzelnen Streams aufbereitet und Ihnen bereitgestellt. In der Regel reicht ein Tagesworkshop mit den Ansprechpartnern aus dem Warehouse aus, um die Ergebnisse zu besprechen und weitere Maßnahmen für Sie abzuleiten. Am Ende bekommen Sie ein sehr gutes Gefühl, was „Must Dos“ und „Can Dos“ sind.
Wir sind für Sie da!
Es lohnt sich, Ihre aktuell genutzte Systemlandschaft genau zu betrachten und zu analysieren, um für die nächsten Jahre gerüstet zu sein. Wir unterstützen Sie dabei, Ihr Lager zukunftsfähig zu machen, betriebliche Abläufe effizienter, transparenter und kostensparender zu gestalten und damit Ihre Lieferketten zu stärken. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sprechen Sie uns gerne an. Wenn Sie Fragen zu diesem oder anderen Themen in diesem Blog haben, wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com
Daniel Rotter
Senior Consultant SAP Logistics
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