Push-basierte Kommunikation erleichtert viele Prozesse in EWM-gesteuerten Lagern
Im Rahmen der Digitalisierung von Lagerprozessen spielt der Informationsfluss zwischen Anwender:in und Lagerverwaltungssoftware eine große Rolle. Wie stellen wir sicher, dass die Informationen für die Mitarbeitenden immer top-aktuell sind? Wie funktioniert das insbesondere dann, wenn ein initialer Data-Pull beim Öffnen einer App erfolgt und sich die Gegebenheiten kurzfristig ändern können? Die Lösung dieses Problems ist nicht kompliziert, sie muss nur schon zu Beginn des Designs einer Applikation berücksichtigt werden. Ein großer Mehrwert der UI5-Technologie ist der Einsatz von APC. Hiermit können Benutzer:innen in Echtzeit Nachrichten auf den Bildschirm gespielt werden, sodass es zu keinerlei Verzögerung kommt.
ABAP Push Channels – was ist das eigentlich?
Mit ABAP Channels sollen Anwender:innen eines SAP-Systems in die Lage versetzt werden, mit einem Endgerät Nachrichten empfangen und senden zu können. ABAP Push Channels im Besonderen ermöglichen ABAP-Programmen die bidirektionale Kommunikation mit dem Internet. Diese erfolgt über WebSockets oder TCP-Sockets. Beide fußen auf dem TCP-Protokoll, das im Gegensatz zum im World Wide Web gebräuchlichen HTTP auch eine Push-Kommunikation ermöglicht. Während beim Pull-Prinzip jede Antwort eines Servers eine vorige Anfrage eines Clients erfordert, genügt beim Push-Prinzip eine offene Verbindung zwischen Client und Server. So ist die Kommunikation zwischen dem zentralen System, wie beispielsweise dem SAP EWM, und verschiedenen Endgeräten wie Scannern im Lager möglich.
Zusammenspiel APC und UI5
Die Kommunikation von UI5-Anwendungen und dem SAP-System findet im Normalfall aus der Richtung der UI5-Anwendung statt. Wird die Anwendung geöffnet oder findet eine Interaktion statt, dann kann als Reaktion darauf mit dem SAP System kommuniziert werden. Diese Kommunikation findet bei UI5-Anwendungen typischerweise über OData Services statt. Diese Services sind zustandslos. Das bedeutet, dass der Kommunikationskanal nach dem Austausch der Daten wieder abgebaut wird. Es gibt also keine dauerhafte Verbindung zwischen Oberfläche und SAP-System.
Wenn das SAP-System nun eine Neuigkeit für die User hat, dann kann es nicht erkennen, ob diese gerade überhaupt angemeldet sind. Im ersten Schritt kann nun ein manueller oder automatischer Refresh eingebaut werden. Es muss also wieder eine Aktion auf der Oberfläche passieren, damit eine Kommunikation stattfindet.
Wie können wir aber die Kommunikation aus dem SAP-System auslösen? Hier kommen die ABAP Push Channels ins Spiel. Diese basieren auf einem Webservice, der im Gegensatz zu OData Services nicht zustandslos ist, sondern dauerhaft bestehen bleibt. Das SAP-System kennt also alle verbundenen Endgeräte. Wenn nun im SAP-System eine Änderung passiert, welche für die Oberflächen interessant ist, dann kann über den APC eine Nachricht gesendet werden. Die Vorteile dieser Lösung liegen auf der Hand:
- Vermeidung von unnötiger Kommunikation (Entlastung vom Netzwerk und allen beteiligten Systemen)
- Zeitnahe Benachrichtigung der Nutzer:innen (quasi in Echtzeit)
- Keine Unterbrechung der Nutzer:innen in ihrer Arbeit (durch Klick auf Refresh-Knopf oder automatischen Refresh)
Anwendungsbeispiel aus dem Lageralltag: APC im Materialflusssystem
Einen spannenden Anwendungsfall aus einem aktuellen leogistics Projekt gibt es im MFS-Umfeld. Hier kann dank des Einsatzes von APC auf den Scan-Vorgang bei Ankunft der Palette am Kommissionierplatz verzichtet werden und das Personal kann sofort mit der Kommissionierung starten. Mühseliges suchen eines Etiketts entfällt und es wird eine Verbesserung der Performance erzielt.
Andere möglich Einsatzbereiche liegen zum Beispiel im Umfeld der An- beziehungsweise Auslieferungen. Sollten diese vom Leitstand aufgrund von Problemen gesperrt werden und User bearbeiten im Moment diese Lieferung, so bekommen sie über APC direkt eine Meldung mit entsprechendem Text auf ihr mobiles Endgerät.
Ein weiteres Beispiel: Sind im KPI-Umfeld neue Kennzahlen bzw. Aktualisierungen vorhanden, so kann den Nutzer:innen auch hier via APC eine Meldung in Echtzeit zukommen.
Anwendungsbeispiel: verbesserte Ware-zu-Mann-Kommissionierung dank APC
Bei der Kommissionier-Art „Ware-zu-Mann“ stellt das Lagerverwaltungssystem Artikel in automatisierten Regalsystemen bereit und transportiert sie über eine Fördertechnik an den Kommissionierplatz. Durch den oder die Kommissionierer:in werden die Artikel entnommen und der Behälter geht als Leerbehälter oder Anbruch zurück auf einen Lagerplatz.
Eine Optimierung der Ware-zu-Mann Kommissionierung kann durch den Einsatz neuer Technologien erfolgen. Die Kombination aus SAP UI5 und ABAP Push Channel ermöglicht einen scanfreien und bedienungsfreundlichen Kommissioniervorgang an der Fördertechnik. Die Anwender:innen erhalten die benötigten Informationen automatisiert, in Echtzeit und anschaulich im User Interface angezeigt.
Bei der physischen Ankunft eines Von-Ladungsträgers (Handling Unit) auf der Fördertechnik am Arbeitsplatz kann bei der EWM-Verbuchung im gleichen Zuge eine Push-Benachrichtigung an die Kommissionierapplikation gesendet werden, da zu diesem Zeitpunkt alle benötigten Informationen bereits im Zugriff sind. Dadurch erhalten die Anwender:innen automatisch und ohne lange Verzögerung die neue Arbeitsanweisung auf dem Bildschirm angezeigt und können direkt mit der Bearbeitung starten. Infolgedessen erfolgt eine Optimierung der Performance, da aufwändiges und wiederkehrendes Scannen von Etiketten entfällt.
Darüber hinaus kann die Informationsdarstellung mithilfe der UI5 Technologie in einer anwendungsfreundlichen Art und Weise stattfinden. Aufgrund der web-basierten Anzeige kann die Hervorhebung von wichtigen Informationen erfolgen, um den Fokus auf das Wesentliche zu legen. Im Gegensatz zu klassischen Dynpro-Applikationen bestehen bei der Anzeige deutlich weniger Restriktionen. Von optimierter Darstellung bis hin zum eigenen Design sind der grafischen Gestaltung der Bildschirmoberflächen fast keine Grenzen gesetzt.
Wir sind für Sie da!
ABAP Push Channels können die Kommunikation im Lager deutlich verbessern und damit viele Abstimmungsaufwände reduzieren. Es lohnt sich also, diese Möglichkeit bei der Anwendungsentwicklung im UI5-Umfeld direkt zu berücksichtigen. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wenn Sie Fragen zu diesem oder anderen Themen in unserem Blog haben, wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com.
Julian Richter
Senior Consultant SAP Logistics
Co-Autor:
Hendrick Hilleckes
Development Architect