Planen Sie mit Hilfe dynamischer Zeitfensterbuchung und Avisierung einen intelligenten Wareneingangsablauf
Wer kennt das nicht: Der Tagesablauf an der Pforte und den Ladestellen ist durch unvorhersehbare Ereignisse, wie verspätete LKWs oder dringende Spontanlieferungen, schnell anders als zuvor geplant. Nur ein Ereignis genügt, um den geplanten Ablauf der LKW-Abfertigung auf den Kopf zu stellen.
Oftmals stiefmütterlich behandelt in Logistikketten ist das Thema „Wareneingangs-Avisierung“ in Verbindung mit einem Zeitfenstermanagement. Zu Unrecht, wie wir finden! Denn erhebliche Kostenersparnisse können erreicht werden, wenn Wartezeiten oder Staus durch ein koordiniertes und intelligentes Inbound und Outbound vermieden werden.
Die Argumentation, der zumeist etwas in den Hintergrund rückenden Wareneingangs-Avisierung zielt in der Regel darauf ab, dass ein nicht so genau geplanter Wareneingang mit genügend Lagerkapazitäten ausgeglichen werden kann, oder dass von pünktlichen Wareneingängen selten direkt Liefertermine beim Kunden abhängig sind. Diese Argumentation greift zu kurz:
- Oftmals sind die Rampen, an denen geladen wird, zumindest teilweise dieselben Rampen, die auch für den Warenausgang benötigt werden.
- Sollen die eingehenden Artikel nur wenig später direkt an den Endkunden versendet werden, hätte ein später Wareneingang durchaus Auswirkungen auf den Liefertermin.
- Auch Fehlteile, die kritisch für die Produktion sind, blieben bei fehlender Anliefer-Avisierung unberücksichtigt.
- Im Wareneingang ist nicht immer mit allen Lieferanten eine Wareneingangs-Avisierung per EDI (DESADV) möglich. Das Einplanen dieser Anlieferungen ist oftmals ein (kostenintensiver) manueller Prozess.
Auch Ladestellen können Agil sein:
Die Dauer von Entladevorgängen ist maßgeblich mengenabhängig. Daran koppelt sich auch die Zeitfensterlänge. Mit einer optimierten Zeitfensterbuchung und -vergabe kann der LKW-Zulauf so gesteuert werden, dass Durchlaufzeiten deutlich verringert und Ladestellenkapazitäten effizienter eingesetzt werden können.
Mit der Avisierung bietet die leogistics-eigene Cloud-Plattform eine Funktion, mit der externe Dienstleister Lieferungen beim Kunden ankündigen und passend dazu ein Zeitfenster buchen können. Der Nutzer wird dabei einfach und intuitiv durch den Prozess geleitet. Dienstleister haben nicht nur die Option einer Teil-Avisierung, sondern können auch mehrere Bestellungen zu einer Lieferung zusammenfassen und ankündigen. Nach Avisierung gelangt der Nutzer ins Zeitfenstermanagementsystem, um hier zur avisierten Menge ein Zeitfenster, direkt am dafür vorgesehenen Tor und im vorgesehenen Buchungszeitraum, zu belegen. Die Zeitfensterlänge wird dabei basierend auf der avisierten Bestellmenge dynamisch ermittelt.
Im Ergebnis hat der Wareneingang einen besseren Überblick darüber, welche Artikel bereits geliefert wurden, und welche noch fehlen.
Die Avisierung und Integration mit dem Slot-System minimieren an dieser Stelle nicht nur Kommunikations- und Zeitaufwand, sondern schaffen auch mehr Transparenz für alle Prozessbeteiligten.
So kann ein idealer Planungsprozess Ihrer Ladestelle im Detail aussehen
- Der Lieferant erhält durch seinen Kunden einen Zugang zur Online-Plattform, über die ein Austausch von Bestellungen, Avisierungen und Zeitfensterinformationen erfolgt. Dies geschieht einfach und schnell per Einladung.
- Der Kunde legt Bestellungen manuell auf der Plattform an oder lädt diese z. B. aus seinem SAP-System automatisch per Schnittstelle hoch.
- Eine Freischaltung dieser Bestellung anhand der hinterlegten Lieferantennummer ist in Echtzeit möglich, da der Lieferant als separates Team in der Plattform angelegt wurde.
- Der Lieferant sieht die Bestellung direkt in der Plattform und kann diese komplett oder in Teilmengen avisieren. Dazu gehören einerseits Angaben darüber, welche Position in welcher Menge beliefert wird und andererseits darüber, wann das Anlieferzeitfenster geplant ist.
- Die Anwendung überwacht dabei stets die Auslastung der Entladestellen und bietet nur dann Zeitfenster an, wenn diese auch verfügbar sind. Keine Angst, die Hoheit über die Zeitfensterplanung behält der Kunde. Mittels der optionalen Vorschlagsfunktion wird es Ihren Lieferanten nur erlaubt, Zeitfenstervorschläge zu erstellen, die final noch von Ihnen bestätigt werden müssen.
- Das Lager kann sehen, wie hoch die abzuarbeitende Tageslast an den Toren sein wird und kann flexibel Personal und Maschinen entsprechend disponieren.
Ist das Ende der Fahnenstange erreicht? Mitnichten!
Flexible Plattformen liefern den folgenden Basisumfang und können je nach Kundenanforderung bzw. Szenario weiter ausgebaut werden:
- Das System überwacht, welche Anliefer-Zeitfenster zur Bestellung passen, z. B. wie lange nach dem Wunschliefertermin überhaupt eine Zeitfensterbuchung möglich sein darf.
- Ebenso wird überwacht, wo die Avisierung gebucht werden darf, wenn nicht immer alle Rampen für dieselben Artikel verfügbar sind. Abgeleitet werden kann diese Information beispielsweise aus der Werk-Lagerort-Kombination einer SAP-Bestellung.
- Auch die avisierten Gebinde können die verfügbaren Zeitfenster reduzieren, wenn beispielsweise vormittags nur Komplettladungen gebucht werden. Kommt das Lager nicht mit dem Räumen der Fläche hinterher, bringt auch die beste Tor-Verfügbarkeit nichts mehr. Aus diesem Grund wird seit geraumer Zeit mit Nebenbedingungen gearbeitet, die z. B. die Anzahl der Paletten pro Schicht deckelt. Die Zeitfensterbuchung wird dadurch sozusagen „zweidimensional“.
- Ebenso wird durch ein frei konfigurierbares Regelwerk überwacht, wie lange das Zeitfenster eigentlich dauern sollte, denn die Entladedauer ist in der Regel abhängig vom Lieferanten, der Anzahl der gelieferten Gebinde, dem Liefertag oder sogar der Anlieferuhrzeit. Pausenzeiten der Mitarbeiter können so zum Beispiel mitberücksichtigt werden.
- Ist der Lieferant oder sein Spediteur bereit, Telematik-Daten zur Avisierung zu teilen, ist eine Echtzeit-Anlieferuhrzeit auf Basis der Route und dem aktuellen Standort des LKW, sowie der Verkehrs- und Wetterlage möglich. Das Lager hat damit noch mehr Flexibilität gewonnen, da es nun noch vorausschauender planen kann.
- Die Hofsteuerung wird integriert, sodass jeder eingehende Transport einem festgelegten Prozess durch das Werksgelände (Yard) folgt. Hierbei spielen die Verwaltung von Parkplätzen und auch die aktuelle, tatsächliche Belegung der Tore eine Rolle.
- Ferner würden es integrierte Yard-Prozesse erlauben, eine Auswertung darüber zu erhalten, welcher Lieferant regelmäßig pünktlich oder zu spät oder zu früh kommt.
- Maschinelles Lernen erlaubt es, aus den historischen, tatsächlichen Entladedauern immer bessere Schätzungen für künftige Zeitfensterbuchungen abzuleiten. Diese Prognosemodelle können am Ende statische Regelwerke, auch wenn sie noch so flexibel konfigurierbar sind, obsolet machen.
Die Zukunft hat begonnen
Logistische Prozesse zwischen mehreren Partnern zu planen, war schon immer eine Herausforderung, und wird es oft auch noch bleiben.
Logistikplattformen bieten jedoch die Möglichkeit, diese Herausforderung zu senken, so dass alle an einem Strang ziehen. Das Potenzial der Vernetzung von Lieferanten, Spediteuren und deren Kunden geht über die reine Vernetzung von Systemen hinaus. Wenn Mitarbeiter, egal in welcher Rolle, die für ihre Arbeit notwendigen Informationen in einer integrierten Logistikplattform sehen können, ist die Grundlage für eine verbesserte Zusammenarbeit gelegt. Wenn diese Logistikplattform zudem API-Zugriffe bietet, steht der Integration zum Beispiel mit dem Lagerverwaltungssystem nichts mehr im Weg.
Wenn diese Plattform außerdem Preismodelle auf Basis der verarbeiteten Avisierungen erlaubt, unabhängig von der Anzahl der beteiligten Nutzer, ist der Einsatz einer solchen Lösung aus Investitionsgesichtspunkten viel präziser planbar.
Wir unterstützen Sie dabei, Ihre betrieblichen Abläufe vernetzter, transparenter und kostensparender zu gestalten und damit Ihre Lieferketten zu verbessern.
Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com.
Uwe Kunath
Development Architect