Der Schulterschluss von SAP S/4HANA TM und leogistics Rail

Marco Mohr

Marco Mohr

Eisenbahnprozesse abbilden mit SAP S/4HANA Transportation Management und leogistics rail

Eisenbahntransporte dienen bis heute als das Rückgrat einer leistungsfähigen Industrie. Daher lohnt es sich, die verschiedenen Möglichkeiten der Digitalisierung für diesen Verkehrsträger näher zu betrachten. In unserer Blogreihe beschäftigen wir uns ausführlich mit SAP S/4HANA Transportation Management auf dem Gebiet der schieneng

enen Transporte. Nachdem wir uns die Grundlagen für Eisenbahnverkehr im System angesehen haben, die Planung von Einzelwagen- und Ganzzugverkehren beleuchtet wurde und die Transportdurchführung sowie die Abrechnung von Transportleistungen beschrieben sind, gehen wir heute auf Ladestellen- und Rangierprozesse ein und widmen uns dem Reporting von Eisenbahnleistungen.

Rangiervorgänge in Bahnhöfen

Die in unserer Blogreihe betrachteten Systemfunktionen beziehen sich vor allem auf die Transportprozesse auf Eisenbahnstrecken. Systemfunktionen beziehen sich vor allem auf die Transportprozesse auf Eisenbahnstrecken. Die Zugzerlegung, die Ladestellenbedienung sowie die Zugbildung wurden bisher nicht betrachtet – aus einfachem Grund: Das SAP S/4HANA TM bildet diese Rangierprozesse nicht systemisch ab. Um diese Lücke zu schließen, haben wir die leogistics d.s.c. in Form von leogistics Rail ausgeprägt!

Was ist leogistics rail?

leogistics Rail ist ein System zur Unterstützung der Planung und Abwicklung operativer Bahnprozesse in Werken (örtlichen Anlagen). Bei entsprechender Konfiguration wird man über alle Eingangs-, Standort- und Ausgangsbewegungen von Eisenbahnwagen für ein Werk oder auch über mehrere Werke, z. B. im Zwischenwerksverkehr (ZWV), informiert. 

Alle Wagen in einem Werk werden an ihrem jeweiligen Standort (Gleis und Position im Gleis) und ihren gegenwärtigen (ladungsbezogenen und technischen) Eigenschaften dargestellt. Außerdem dient leogistics Rail der Planung von Ladestellen-getriebenen Rangierbewegungen sowie Ein- und Ausgangszugbehandlungen von Zügen.

Im Idealfall ist leogistics Rail mit folgenden Systemen über Schnittstellen verbunden:

  • SAP TM: Transportplanungssystem, als vorgelagertes ganzheitliches Planungstool
  • Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU): Zugvoranmeldung, Zugreihung, Zugstatusmeldung
  • Ladestellen:
    • zur Zuordnung von Bedarfen an (Leer-)Wagen und zur Abbildung des Be- und Entladeprozesses
    • zur automatischen Gleisspiegel-Übermittlung 
  • Gleiswaagen
  • einem System zur automatischen Verarbeitung der ein- oder ausgehenden Wagen am Standort (z. B. RailWatch)

Das Zusammenspiel von SAP TM und leogistics rail

Der Prozess

Auf Basis der in SAP TM geplanten Transporte (Zugläufe) werden im leogistics Rail folgende Informationen, die für die operative Abwicklung der damit verbundenen Bahnprozesse notwendig sind, automatisch angelegt:

  • Geplante Eingangszüge
  • Geplante Ausgangszüge
  • Bedarf an Wagen für die konkreten Ladestellen zu einem bestimmten Zeitpunkt
    (gemäß Verladeplanung aus dem TM)
  • Bei den Bedarfen kann es sich um beladene Wagen mit einem bestimmten Ladegut, aber auch um Leerwagen mit bestimmtem Ladegut und/oder Ladestellen-spezifischen Eigenschaften handeln. Mit den übermittelten Informationen beginnt in leogistics Rail die Planung der notwendigen Wagenbewegungen in Abhängigkeit der folgenden Faktoren:
  • notwendige Eingangszugbehandlungen
  • aktuelle Bestandssituation (Gleiskapazität)
  • gewünschte Bedienzeit der Ladestellen
  • ggf. vorhandene fahrplanmäßige Rangierfahrten durch das Werk
  • der Verfügbarkeit und Auslastung der Rangierfahrzeuge und des entsprechenden Personals
  • der Verfügbarkeit von Wagen (hier unterschieden nach den Gesichtspunkten „nicht verfügbar, da noch nicht im Werk“ oder „revisions- oder schadbedingt nicht einsetzbar“)
  • angedachte Ausgangszugbildungen

Nach erfolgreicher Planung erfolgt die Beauftragung der Lokrangierteams über konkrete Rangieraufträge, welche von diesen realisiert werden. Dabei unterstützt das System über die Anbindung einer mobilen Rangier-App, mit deren Hilfe alle Bewegungen (Start, Ziel, ggf. ungeplante Zwischenabstellungen) vom Lokrangierteam via Smartphone oder Tablet erfasst werden können.

Durch die Informationen über Waggon und Ladungen, die zu bestimmten Ausgangszügen geplant sind, kann auch hier eine bedarfs- und zeitgerechte Vorplanung und Bildung der Züge erfolgen.
Nach der Abfahrt eines Ausgangszuges sind für die entsprechenden Wagen und Ladungen alle abrechnungsrelevanten Daten, wie

  • Bewegungsinformationen
  • Abstellungen und Abziehungen
  • Ausgangsdatum und Zeit
  • Wagenzustand (Schadzustand, Revisionszustand)

dokumentiert und können an das TM zu Abrechnungs- oder Reportingzwecken übermittelt werden.

Das Wagenmanagement

Die SAP TM Wagenressource haben wir im ersten Teil der Blogserie bereits ausführlich dargelegt.

leogistics RAIL bietet die Möglichkeit der Erweiterung des SAP TM Wagenmanagements um zusätzliche Gattungs-/Bauart- oder sogar wagenspezifische Stammdaten und Funktionen, welche u. a. für die operative Abwicklung notwendig sind.

In Kombination mit dem leogistics Rail Stammdatenmanagement ist der Aufbau einer umfassenden Wagendatenbank von angemieteten Leerwagen als auch der hauseigenen Wagenflotte möglich.

Bestandteil der Lösung ist eine umfassende europäische Wagenarten-Sammlung. Abgeleitet aus der Wagennummer (welche z. B. mittels Vormeldung in das System übermittelt wird) werden die grundlegenden Eigenschaften wie Länge über Puffer, Taragewicht und Fassungsvermögen soweit sinnvoll und möglich vorbelegt.

Der damit angelegte, grundlegende Wagenstammsatz kann mit weiteren Details wie z. B. zu Bremsdaten, Kesseldaten oder spezifischen Rastern zu Lastgrenzen oder Revisionen ergänzt werden, manuell und via Schnittstelle, z. B. von einem Wageneinsteller.

Revisionsdaten fließen selbstverständlich in die Berechnung von verfügbaren (Leer-)Wagen an den Standorten mit ein. Außerdem wird der Wageneinsatzplaner über bevorstehende Revisionstermine informiert und die Wagen im System entsprechend gekennzeichnet.

Wagen- und Revisionsdaten

Fotos können direkt am WaggonWagens-Stammsatz hochgeladen werden. Mit Integration zu Kamerasensoren am Standort können auch tagesaktuelle Fotografien des einzelnen Wagens im System abgelegt werden.

Schäden erfassen

Zur Dokumentation von Schäden am Waggon steht den Nutzern eine mobile Anwendung mit Schadcodes laut AVV (Allgemeiner Vertrag für die Verwendung von Güterwagen) und integrierter Fotofunktion zur Verfügung. Dies ermöglicht nicht nur eine lückenlose Protokollierung im System, sondern dient auch dem automatischen Vorschlag von Folgeaktionen und Folgeprozessen, z. B. der Verbringung des schadhaften Waggons in die Werkstätte.

Schäden am Waggon dokumentieren

Alternativ werden Schäden auch per Schnittstelle vom Einsteller übermittelt und im System hinterlegt. Ausfallszeiten durch Schäden fließen – analog den Revisionszeiten – in die Wagenverfügbarkeit auf den Standorten mit ein.

Wo sind meine Wagen?

Sowohl innerhalb einer Bahnstelle als auch auf freier Strecke ist die aktuelle Position des einzelnen Wagens oder eines Zuges relevant für den Transport- und Wageneinsatzplaner.
Für einen Standort wird im System eine schematische oder geovisualisierte Gleisplanübersicht angeboten . Basierend auf den Rangierbewegungen wird das aktuelle Gleis und die Position im Wagenzug je Wagen dokumentiert und dargestellt.  

Schematische Visualisierung von Gleisbelegungen

Auf freier Strecke gibt es zwei Arten des Tracking & Tracing :

  • Passive Positionsermittlung durch Rückmeldung vom EVU (z. B. Nachricht IFTSTA der DB Cargo)
  • Aktive Positionsermittlung durch GPS-Endgeräte auf den einzelnen Wagen;, in der Praxis ist dies vor allem bei unternehmenseigener Waggonflotte realisierbar
Die Zugleistungen und die Wagenposition immer im Blick

Dabei können Lokationsdaten einzelner Wagen zu einem Zuglauf gebündelt werden. Das System meldet aktiv Verspätungen und Störungen und schlägt proaktiv mögliche Folgeprozesse vor (z. B. das Nutzen einer alternativen Fahrplantrasse).

Auch die Ausreihung von Wagen auf freier Strecke (bei Schäden) oder das fälschliche Hinterstellen von Leerwagen auf externen, nicht geplanten Bahnstellen, bleibt dem System nicht verborgen. Auch hier kann das System basierend auf den festgelegten Geschäftsregeln den Wageneinsatzplaner alarmieren, um hohe Stillstandskosten zu vermeiden.

Auswertung und Analyse aller Bahnspezifischen Leistungen

Bei dieser Vielzahl an Wagendienst- und Zugleistungen gilt es den Überblick über die zahlreichen einzelnen Bahnfrachtaufträge zu behalten. Hierbei stellen sich zahlreiche Fragestellungen im Hinblick auf die eingesetzten Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU):

  • Menge der Frachtaufträge pro Periode
  • Menge der pünktlichen Frachtaufträge pro Periode
  • Menge der transportierten Tonnagen pro Periode
  • Auswertung der verfügbaren Waggons Wagen  pro Periode

Im SAP S/4HANA Transportation Management gibt es hierfür sowohl ein tabellenbasiertes als auch ein grafisches Reporting.

Tabellenbasiertes Reporting

Innerhalb von SAP TM existiert an zahlreichen Stellen die Möglichkeit, mit Arbeitsvorräten (Personal Object Worklists, POWL) für operative Daten arbeiten. Innerhalb dieser können eigene Abfragen definiert werden, die entweder benutzerspezifisch oder rollenspezifisch sind. Arbeitsvorräte können sortiert, aggregiert sowie nach Excel exportiert werden. Über Arbeitsvorräte besteht zudem die Möglichkeit, Aktivitäten für mehrere Datensätze zeitgleich durchzuführen.

Arbeitsvorrat der Frachtaufträge im SAP TM
Grafisches Reporting

Mit der SAP S/4HANA 1709 ist zudem ein grafisches Reporting für operative Zeiträume im sogenannten embedded analytics möglich. Diese Reportinglösung ermöglicht operative Echtzeit-Analysen der Daten der HANA- Datenbank für den Bereich Transportation Management ohne ein separates Berichtssystem. Hierbei werden Übersichtsseiten aus verschiedenen Bereichen des Transportation Managements, in Form von Fiori UI- Applikationen, bereitgestellt, welche unterschiedliche KPIs umfassen und angepasst werden können. Ob zur Übersicht der Kontingente, der Transportkosten oder der Frachtauftragsmengen.

Embedded Analytics Dashboard

Unsere abschließende Betrachtung

In den vergangenen Wochen haben wir uns intensiv mit SAP S/4HANA TM und der Möglichkeit beschäftigt, Eisenbahnprozesse darin abzubilden. SAP TM als Werkzeugkasten bietet viele hilfreiche Tools, die out of the box zur Anwendung kommen können, wie beispielsweise Ressourcen, Fahrpläne, und Belege. Auch im Bereich der Frachtkostenbe- und -abrechnung sind die Möglichkeiten, die SAP TM für Rail Prozesse bietet, vielfältig. 

In diesem Artikel sind wir auch kurz auf die operative Abwicklung von Bahnprozessen eingegangen, und dabei insbesondere auf Werksbahnprozessen. Hier sind einem, möchte man sich vollumfänglich im SAP Standard bewegen, die Hände gebunden. Zur Planung und Durchführung von Rangieraufträgen, für die Abbildung der aktuellen Betriebssituation auf dem Gelände und im Reporting bietet leogistics Rail die Möglichkeit, Lücken in der IT-seitigen Prozessabbildung zu schließen. Vereinzelt lassen sich auch weitere Prozessschritte detaillieren, wie durch den Einsatz einer detaillierten Waggondatenbank oder durch die eine verbesserte Connectivity.

Zu diesem Schluss kommen wir auch bei der detaillierten Betrachtung kundenindividueller Herausforderungen, die uns in unseren Projekten begegnen. Gerne berichten wir bald mehr dazu!
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sprechen Sie uns an!

Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com

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