Ihr Weg zur smarten Hofsteuerung
Effizienz und Prozesssicherheit sind sicherlich die stärksten Argumente für die Einführung einer smarten Hofsteuerung. Dabei geht es in der Regel um Transparenz (Wer befindet sich auf dem Werksgelände?), Informationen (Was befindet sich wo auf dem Werksgelände?) und Zeit (Wie lange befindet sich jemand oder etwas auf dem Werksgelände?). Doch was genau macht die Werkslogistik und damit eine Yard Management Software smart? Dieser Frage gehen wir heute nach und geben dabei einen Ausblick auf die Möglichkeiten von Digitalisierung und Automatisierung in der Hoflogistik.
Was verstehen wir unter Yard Management?
Logistische Abläufe vor und auf dem Werksgelände haben einen enormen Einfluss auf Effektivität und Effizienz der Warenflüsse. Das Yard Management ist eine Softwarelösung, die Waren-, Transportmittel- und Informationsflüsse in Einklang bringt. Das übergeordnete Ziel ist es, werksinterne Transporte transparent zu gestalten sowie effizient zu planen und zu steuern.
Klassische Bestandteile des Yard Managements
Logistisches Prozessmanagement | Im Mittelpunkt des Yard Managements stehen Prozesssteuerung und Disposition. Es gilt, alle logistischen Einheiten (wie beispielsweise LKWs, Stapler und Güter) zu managen, sodass sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zur Verfügung stehen. |
Verwaltung | Dabei stehen verschiedene Übersichten zur Verfügung, die die derzeitige Betriebssituation wiedergeben (Wer ist wann, wo und warum auf dem Yard?). In Dashboards sind neben operativen Kennzahlen auch konsolidierte Informationen in Listenform dargestellt. |
Gate Management | Zur Gewährleistung der Sicherheit sind Zugänge zum Gelände in der Regel beschränkt. Durch Check-In- und Check-Out-Prozesse werden mit Hilfe von Schranken und Pförtnern ein- und ausgehende Transporte, Warenflüsse sowie Personenzugänge kontrolliert. |
Zeitfenstermanagement | Häufig ist die exakte Steuerung nur durch Reservierung knapper Ressourcen möglich. Ein Zeitfenstermanagement reguliert Transportmittel, die zur selben Zeit abgefertigt werden können. Nicht-pünktliche oder die das derzeitig handhabbare Volumen übersteigende Transportmittel werden in Park- und Wartebereichen verwaltet. |
Ressourcensteuerung | Die Ressourcensteuerung als Sonderform der Hofsteuerung organisiert und optimiert den effizienten Einsatz von Ressourcen zum Transport von Ladungsträgern (wie Wechselbrücken, Waggons und Trailern) durch Equipment (wie Stapler, Mafis, Rangier-Loks) auf dem Werksgelände. |
Integration / Schnittstellen | Yard Management Prozesse bilden das Bindeglied zwischen Lager-, Transport- und Produktions-Prozessen sowie entsprechenden Systemen. Daher sind Integrationsaspekte und Schnittstellenfähigkeit eine grundlegende Basisfunktion. |
Was macht das Yard smart?
Ein smartes Yard verfolgt mehrere Ziele:
- Reduzierung von Wartezeiten für alle Prozessbeteiligten (wie LKW-Fahrer und Lagerarbeiter)
- Optimale Auslastung der Ladestellen
- Verkürzung der Durchlaufzeiten.
Um diesen Zielen gerecht zu werden, ist es sinnvoll, Ihre logistischen Prozesse aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten:
Vollständig digitalisierte Prozesse
Wer auf Transparenz und Management-by-Exception setzen möchte, benötigt zu jeder Zeit ein aussagekräftiges Bild aller Vorgänge auf dem Werksgelände. Um diesen Informationsstand zu erreichen ist es notwendig, Prozesse digital abzubilden und den jeweiligen Status in Echtzeit zu erfassen.
Wo heute per Funk oder Anruf agiert wird, können Apps zur Kommunikation mit Fahrern zu Arbeitsaufträgen und Aufgabenstatus behilflich sein. Wo bisher Informationen auf Papier weitergegeben oder Listen ausgehakt werden, können Sie auf elektronische Workflows und mobile Anwendungen setzen.
Vervollständigt wird die Digitalisierung des Yards durch den Einsatz von Sensorik und IoT:
- Sie verladen nur, wenn sich die Temperatur in der Bereitstellzone in einem festgelegten Korridor bewegt? Dann verbinden Sie smarte Thermometer mit dem Öffnungsmechanismus von Toren. In einem zentralen Leitstand können Sie die Verladevorgänge und Temperaturen überwachen.
- Sie möchten den Gate-In-Prozess für eigene Fahrzeuge automatisieren? Dann setzen Sie OCR-Kameras an der Schranke ein und öffnen bei Erkennung von LKW-Kennzeichen aus der eigenen Flotte automatisch.
- Sie möchten den Werksverkehr ohne Zeitverlust und eigenständig ablaufen lassen? Dann setzen Sie auf Self-Check-In-Terminals, den Abruf von LKWs mit Push-Benachrichtigungen und das Leiten des Verkehrs über Navigationshinweistafeln.
Equipment-Trackinng und intelligentes Behältermanagement
Durch Echtzeittracking und Echtzeitvisualisierung ermöglichen Sie es dem Leitstand, auch aus größerer Entfernung Abweichungen festzustellen und korrigierend in laufende Prozesse einzugreifen. Wie ist die derzeitige Torbelegung? Wie voll ist der Wartebereich? Sind genügend Wechselbrücken auf dem Hof? Wenn Sie Fahrzeuge und Behälter mit Tracking Units ausgestattet haben und diese auf einer Karte nachverfolgen, identifizieren Sie Probleme frühzeitig und vermeiden hohe Suchaufwände. Bodenseitig verbaute Sensoren für Freilager oder Lasersysteme in Silos erfassen Bestände in Echtzeit und können mit automatisierten Zu- und Abgangsbuchungen Warenwirtschaftsprozesse optimieren.
Heatmaps können Sie dabei unterstützen, ineffiziente Prozesse oder überlastete Ressourcen zu identifizieren. Basierend auf Informationen aus Prozess und Sensorik ist es Ihnen möglich, mit aus der Execution gewonnenen Informationen Rückschlüsse auf die Qualität der Planung zu ziehen.
Enge Verzahnung
Binden Sie detaillierte Informationen über Anlieferungen und Abholungen bereits in Ihre Planung ein? Kennen Sie Daten zu Fahrer und Fahrzeug bereits während des Zulaufs?Je höher der Grad der Integration mit den übrigen Prozessen des Unternehmens und der Supply Chain, desto vielfältiger die Möglichkeiten der Informationsverwendung. Die Zusammenarbeit entlang der Lieferkette erlaubt es Ihnen, Echtzeitinformationen über LKWs im Zulauf für die Planung zu verwenden oder die Auslieferung bis zur Lieferempfangsbescheinigung zu verfolgen. Innerhalb der eigenen IT-Infrastruktur kann die Verzahnung des Yard Managements mit dem ERP eine detaillierte Betrachtung der Logistikkosten ermöglichen.
Der Einsatz von KI
Was bedeutet das für meine Branche?
Yard Management muss in verschiedenen Branchen und Industrien unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Dies ist vor allem auf entsprechende Logistikstrukturen, Produktdiversifikation aber auch physische Gegebenheiten eines entsprechenden Logistikstandorts zurückzuführen.
Der Konsumgüterhersteller
Hoher Umschlag, häufig wechselnde Rampenkontakte, Palettentausch und eine sehr enge Verzahnung zur Lagerlogistik machen die Besonderheiten im Bereich FMCG aus. Durch den Einsatz von Zeitfenstermanagement und einer engen Verzahnung der Lager- und Transportprozesse, können bereits erste smarte Yard-Ziele erreicht werden. Anhand der Zeitfenster-Planung wird dem Lager mitgeteilt, wann welcher Transport zur Verladung ansteht. Das Lager kann somit nachgelagert dem Yard die entsprechende Torplanung übergeben.
Das Ziel ist es, dass die richtige Ware zur richtigen Zeit an der richtigen Rampe bereitsteht und Lager und Yard bereits im Vorfeld über die genaue Ankunft des LKWs informiert wird. Durch eine Telematik-Integration können Auslagerungsaufträge vollautomatisch angestoßen werden. Einfahrt, Torabrufe und Fahrerkommunikation können durch Apps und Sensorik unterstützt werden. Sind die Prozesse gut aufeinander abgestimmt, entstehen äußerst geringe oder gar keine Wartezeiten. Auch Informationsverluste durch Sprachbarrieren können durch den Einsatz mehrsprachiger Apps minimiert werden.
Der Chemiepark
Die Chemie-Logistik und die damit verbundenen Prozesse im Chemiepark stellen besondere Anforderungen an das Yard Management. Häufig müssen je nach Transportgut und Kundenregion unterschiedliche, multimodale Transportketten im Yard abgebildet werden können. Hierzu zählen der klassische LKW-Transport für verpackte Ware, Bulk-Transporte für flüssige Güter auf der Straße oder Schiene, die Abwicklung von Tankcontainern, Container-Depot-Prozesse, Binnenschiff-Abwicklung sowie die Unterstützung kompletter Entsorgungsprozesse.
Aufgrund der Gefährlichkeit der zu verladenen und transportierenden Güter muss natürlich auch diesem Aspekt im Yard Management Rechnung getragen werden – mit besonderer Sorgfalt und entsprechenden Prüfungen des Personals und des Lade-Equipments.
Der Logistikdienstleister
Logistikdienstleister oder Kontraktlogistiker müssen eine Vielzahl unterschiedlicher Kunden mit individuellen Anforderungen an ihren Standorten bedienen können. Neben der Systemintegration mit dem Kundensystem (Avisierungen) und entsprechenden Speditionen zur Anlieferung und Abholung müssen auch Sonderprozesse wie Value Added Services oder Prüfungen im Yard abgebildet werden.
Deutlich wird dies am Beispiel von Automobil-Compounds (Fertigfahrzeug Yards): Neben Value Added Services wie Spiegelanbau oder Batterietausch und -einbau müssen Beschädigungsprüfungen durchgeführt und digital abgewickelt werden. Wo liegen Potenziale für eine smarte Abwicklung?
- Arbeitsaufträge können anhand von Apps abgearbeitet und digital dokumentiert werden.
- Anhand der Lokationsdaten lässt sich ein genaues Bild zum Zeitpunkt und Ort der Services aufzeichnen. Smarte Kamera-Erkennungssysteme (OCR) können bereits bei der Übernahme der Fahrzeuge Muster bzw. Beschädigungen erkennen.
Auch im generellen Kontraktlogistik-Bereich lassen sich Prozesse smarter gestalten. Durch vereinfachte Stammdaten und Abbildung von Yard Management- und Zeitfenstermanagement-Prozessen in der Cloud, können Standorte und Services innerhalb weniger Stunden live-geschaltet werden. Neben der smarten Nutzung entsteht auch ein smarter Kostenvorteil für ein höchst flexibles Geschäftsmodell.
Einsparungspotenziale durch effiziente Werkslogistik
Unabhängig vom Grad der Digitalisierung und Automatisierung lassen sich alleine mit einer effizienten Prozessgestaltung auf dem Yard Kosten sparen. Standgelder können verringert oder gar vermieden werden, wenn die Abläufe in der Be- und Entladung präzise geplant und die tatsächlich vorhandenen Ressourcen dem Arbeitsvolumen angepasst sind. Durchlaufzeiten sinken, wenn Transportmittel zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Der Yard-übergreifende Verwaltungs- und Kontrollaufwand sinkt bei hoher Prozessstabilität.
Durch die zunehmende Automatisierung werden die Prozesse weniger fehleranfällig und sind besser aufeinander abstimmbar. Dadurch wird weiteres Kostensenkungspotential aufgedeckt.
Sie möchten den nächsten Schritt hin zu einem smarten Yard gehen?
Das Thema Hardwareanbindung (Waagen, Terminal, Kamerasysteme etc.) spielt bei der Schaffung intelligenter Logistiksysteme eine wichtige Rolle, ebenso wie die Einbindung von Mobilgeräten. Daher ist eine einfache, standardisierte Integrationsfähigkeit von Yard Management Systemen ein Basisbestandteil der Hofsteuerung. Wir empfehlen Ihnen, sich zuerst für eine Softwarelösung zu entscheiden. Für SAP-Kunden bietet die leogistics GmbH die leogistics d.s.c.. Neben den Grundfunktionen finden Sie hier optimale Möglichkeiten, um IoT-Szenarien abzubilden und auf smarte Prozesse zu setzen. Im non-SAP-Bereich bieten wir Ihnen mit der Cloud-basierten Logistikplattform, aus der Sie Module einzeln auswählen oder in Kombination nutzen können.
Sie möchten unsere Lösungen im Detail erleben? Dann kommen Sie gerne auf uns zu!
Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com.