Chemielogistik bedeutet mehr als Lager- und Transportprozesse

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Christian Klumpp

Über die besonderen Herausforderungen an die Logistikprozesse der chemischen Industrie

Deutschland ist in Europa die Nummer eins bei Produktion und Export von chemisch-pharmazeutischen GüternDie Chemie-Branche setzt weiterhin auf Fortschritt und versucht die Produktion durch Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gute Arbeitsbedingungen auf Erfolgskurs zu halten. Nach Berechnungen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) wird die deutsche Chemieproduktion bis 2030 etwa um 1,5 Prozent pro Jahr steigen. 

Doch auch eine Branche im Aufschwung kommt nicht daran vorbei, sich Gedanken über die Logistik ihrer Güter zu machen. Sorgfalt beim Transport der unterschiedlichsten Rohstoffe ist unumgänglich und komplex, denn in Bezug auf Sicherheit und Umweltschutz hat die Branche hohe Anforderungen zu erfüllen.  

Im Jahr 2018 wurden in Deutschland insgesamt 4,1 Milliarden Tonnen Güter befördert, davon entfielen 229 Millionen Tonnen auf Chemikalien. Etwa 40 Prozent der transportierten chemischen Erzeugnisse waren Gefahrgüter. 

Ein Überblick der Transporte von chemischen Erzeugnissen in Zahlen: 

  • 141 Millionen Tonnen mit dem Lkw 
  • 27 Millionen Tonnen mit der Eisenbahn 
  • 21 Millionen Tonnen mit dem Binnenschiff  
  • 23 Millionen Tonnen mit Seeschiffen 
  • Und 17 Millionen Tonnen per Pipeline 

(Quelle: Statistisches Bundesamt, VCI) 

Gefahrguttransporte erfordern besondere Prüfungen

In der Chemielogistik bestehen ganz besondere Anforderungen an das Equipment und das Personal. Da in Chemieparks häufig Gefahrgut transportiert und gelagert wird, muss das Personal regelmäßig Sicherheitstrainings absolvieren, um die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen einzuhalten. 

Auch LKW-Fahrer und die Fahrzeugausrüstung, die sich auf den Chemieparks bewegen, unterliegen strengen Qualitäts– und Sicherheitsanforderungen und werden regelmäßig geprüft. Nur wer alle Regularien erfüllt, darf auf das Werksgelände fahren. 

Da vor allem die Beschaffenheit des Lade-Equipments gegen die Anforderungen des zu beladenden Produktes geprüft werden müssen, ist es sinnvoll, diese in einem zentralen Stammdatenobjekt zu speichern. Dabei handelt es sich um: 

  • Ladungshistorie
  • Allgemeine Daten wie das amtliche Kennzeichen 
  • Anzahl an Kammern 
  • Tankcode 
  • Tankkapazität 
  • Reinigungszertifikat 
  • TÜV  
Blog 2 Chemiepark Grafik 1
Abbildung einer beispielhaften Tankzugressource mit Kammerinformationen

Fahrer: 

  • Führerscheinnummer 
  • Gültigkeitsdauer des Führerscheins 
  • Fahrerdatenbank/Fahrerstammdaten (geprüft werden Werkzutrittsverbote durch Fehlverhalten)
  • Turnus der Werksschutzvorstellung 
  • ADR-Schein (Gefahrguttransporterlaubnis in Klassen) der LKW-Fahrer 
  • Zutrittsausweis 
  • Gültigkeit der Sicherheitsunterweisung auf dem Yard 

DSGVO-konform Daten speichern

Vor allem im Bereich Yard- und Slot-Management müssen allein aus rechtlichen Gründen Fahrerinformationen gespeichert werden. Im Falle von Evakuierungsmaßnahmen sind die Besitzer eines Werksgeländes verpflichtet zu wissen, wer sich auf ihrem Privatgelände befindet. Außerdem ist die Transparenz, wer sich wann, wo und wie lange auf dem Werksgelände befindet, so ziemlich allen Hofbetreibern aus unterschiedlichen Gründen wichtig. 

Um sensible Daten gesetzeskonform zu verwalten, müssen sie anonymisiert werden. Die Möglichkeit zur Anonymisierung bieten wir in der aktuellen Version der leogistics d.s.c. Auch wenn Kunden Belegdaten unterschiedlich nutzen und speichern (bspw. Ressourcen, Belegpositionen, Business Partner), kann jegliche Anforderung zur Löschung der Daten DSGVO- konform realisiert werden. 

Reinigungsqualität sichern

Vor der Abfüllung chemischer Güter müssen Fahrer durch Vorlage des ECDDokuments (European Cleaning Documentnachweisen, dass eine Sicherheitsreinigung ihres Tanks stattgefunden hat. Die European Federation of Tank Cleaning Organizations EFTCO hat diesen Qualitätsstandard 2004 europaweit eingeführt. Das ECDDokument garantiert länderübergreifend eine hohe Reinigungsqualität. 

Nadelöhr auf dem Werksgelände: die Warenein- und -ausgangsprozesse

Chemische Abläufe müssen während des Transports, der Lagerung und des Umschlags spezifischen Vorschriften und Gesetzen Folge leisten. Gleichzeitig müssen sie möglichst effizient und stabil sein. Täglich passieren mehrere Tausend LKW einzelne Chemieparks. Bereits der Check-InProzess, aber auch das Ladungsmanagement kann massive Verzögerungen verursachen. Abhilfe schafft an diesen Stellen eine digitalisierte Logistik mit dynamischer Software! 

Warte- und Durchlaufzeiten reduzieren sowie Engpässe vermeiden durch Digitalisierung der Chemielogistik

Lange Warte- und Durchlaufzeiten sowie intensiver Personaleinsatz an Nadelöhren sind nicht zukunftsfähig. Leider fehlt häufig die nötige Transparenz, um zu erkennen, warum Staus vor oder auf den Yards entstehen. Manuelle Planungen sind zudem fehleranfällig und die Reaktion auf aktuelle Prozessschritte kommt verspätet bei allen Folgeprozessen an.  

Die Digitalisierung von logistischen Prozessen liefert intelligente Lösungen, um auf die Komplexität der Chemielogistik in Echtzeit dynamisch zu reagierenInformationsflüsse können automatisiert und Güterflüsse durch gezieltere Steuerung zuverlässiger werden. Durch intelligentes Zeitfenstermanagement und dynamische Zulaufsteuerung können die Tankwagen schon vor dem Eintreffen im Werk optimal geplant werden.  

Mögliche zeitliche Einsparungspotenziale: 

1. Pre-Check-In der Spediteure:  

Um möglichst viele Daten bereits vor Ankunft des LKWs im  System zu hinterlegen und damit die Abfertigungszeit zu  verbessern, besteht die Möglichkeit für Spediteure, die Daten  ihres Fahrers und des LKWs eigenständig im Vorfeld in das  System einzupflegen. Liegen alle Daten vor, kann der Check- In kontaktlos geschehen. Ein wichtiger Vorteil in  Zeiten der  Pandemie.  

2. Self Check-In und Check-Out:  

Einen Schritt weiter geht der Prozess in den Chemieparks, die  unter gewissen Umständen Fahrern und LKWs den Self  Check-In und Check-Out erlauben. Die Einfahrten dieser  Chemieparks sind mit innovativer Handscanner-Prüfung sowie  mit biometrischem Datenabgleich ausgestattet. Die Regeln für  die Einfahrt sind individuell anpassbar. Die Hardware mit  entsprechenden Regelwerken stellen wir Ihnen gern zur  Verfügung.  

3. Slot Booking (Zeitfensteroptimierung):  

Auch die Be- und Entladekapazitäten sind in der Chemielogistik besonderen Anforderungen ausgesetzt. Die  Durchlaufgeschwindigkeit der Güter ist hier dichteabhängig.  Diese verändert sich bei schwankenden Außentemperaturen.  Temperaturschwankungen aufgrund des Tag- und Nacht- Wechsels oder Jahreszeiten müssen bei der  Zeitfensterplanung berücksichtigt werden. Die  Durchlaufgeschwindigkeiten können bei Minusgraden bis zu  60 Minuten länger dauern als bei Plusgraden. 

Abhilfe schafft die dynamische Zeitfensteroptimierung in der  Cloud. Die abzufertigende Ware gibt den Takt vor, der  Disponent die Regeln! So kann je nach Außentemperatur die  Zeitfenstervergabe angepasst und Engpässe auf den  Chemieparks vermieden werden.  

Wir sind für Sie da

Es lohnt sich, den Bereich der Chemielogistik genauer zu betrachten. Dynamische Lösungen sowie vielfältig verfügbare neue Technologien bieten hervorragende Chancen, die Prozesse von Gefahrguttransporten signifikant zu verbessern.   

Wir unterstützen Sie dabei, Ihre betrieblichen Abläufe effizienter, transparenter und kostensparender zu gestalten und damit Ihre Lieferketten zu verbessern. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sprechen Sie uns gerne an.  

Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich an blog@leogistics.com 

Christian Klumpp
Development Architect SAP Logistics 

Jens Arndt 
Consultant SAP Logistics 

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